Zella-Mehlis ist reich an Geschichte!

Die Museen der Stadt Zella-Mehlis vereinen mit dem Stadtmuseum in der Beschußanstalt », dem Technikmuseum Gesenkschmiede » und dem Heimatmuseum Benshausen » eine museale Erlebnis- und Bildungswelt in den Bereichen Stadtgeschichte, Kulturgeschichte, Industriegeschichte, Technikgeschichte und Volkskunde.
Erfahren Sie mehr über die Vergangenheit der Stadt, über deren Berühmtheiten, über Erfindungen, sportliche sowie technische Besonderheiten und lernen Sie Zella-Mehlis und Benshausen von einer anderen Seite kennen!
Viele meinen, nachdem sie ein Stadt- oder Heimatmuseum besucht haben, kennen sie alle, weil sie sich oft ähneln ... unsere Museen sind anders!  Kommen Sie uns besuchen und Sie werden überrascht sein, wie ein Museum sein kann, klar gegliedert, informativ, interessant gestaltet ... und Sie werden dann wissen, was die Welt ohne Zella-Mehlis wäre – undenkbar!

Neuigkeiten

Objekt des Monats Januar 2024 – Schneekopfkugeln

Objekt des Monats Januar 2024 – Schneekopfkugeln

Im Thüringer Wald wurde schon so mancher Schatz vermutet, wie alte Sagen berichten. Vor allem Eisen, Kupfer, aber auch Silber und sogar Gold holten die Bergleute über Jahrhunderte aus den Tiefen des Thüringer Waldes. Einem Schatz schenkten die einheimischen Bergleute jedoch kaum Beachtung – den sogenannten Schneekopfkugeln. Lediglich Reisende aus fernen Gegenden suchten vermutlich in unserer Region nach verborgenen Schätzen und geeigneten Mineralien für die Glasherstellung, worauf Flurnamen wie „Venetianerstein“ oder „Venetianerbrunnen“ hinweisen. Ob diese Menschen tatsächlich nach Mineralien für die Glasherstellung suchten, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen. Die vermeintlichen Schatzsucher haben jedoch durch ihre fremde Sprache und ihr seltsames Verhalten in ganz Mitteleuropa zur Sagenbildung angeregt.

Die ersten wissenschaftlichen Betrachtungen der geologischen Verhältnisse unserer engeren Heimat brachten Ende des 18. Jahrhunderts Friedrich Gottlob Gläser und Johann Matthäus Anschütz zu Papier. Letzterer widmet sich in seinem 1788 gedruckten Buch „Über die Gebirgs- und Steinarten des chursächsischen Hennebergs ...“ speziell den Besonderheiten des Schneekopfes und des Ruppberges. Gläser berichtet in seinem 1775 erschienenen Buch „Versuch einer mineralogischen Beschreibung ...“ über das Gebiet um den Schneekopf und den Venetianerbrunnen: „Auch findet man in dieser Gegend mit Torferde gleichsam ausgefüllte Gänge, und in dieser öfters sehr kleine Glimmer Flämgen, welche schon mancher vor Gold oder Goldhaltig angesehen hat, und welche viel Antheil an derjenigen Sage haben, nach der von Zeit zu Zeit, Venetianer als Hechel oder Mäusefallenmacher hieher kommen, und dergleichen Gold in großer Menge wegtragen. Ob mir nun wohl dieses Goldwegtragen selbst nicht glaubwürdig genug ist, so bin ich doch von gewissen glaubwürdigen Personen versichert worden, daß nicht selten fremde Männer, doch nicht just Mäusefallenmacher, auf diesem Gebürge angetroffen worden sind, welche da und dort gegraben und gesuchet haben. Nach meinem Ermessen aber ist der Endzweck ihres Suchens nicht Gold oder Goldsand, sondern es finden sich hier vornämlich auf der sogenannten güldenen Brücke runde Kugeln, welche innwendig hohl, und voller so wohl gefärbter als ungefärbter Crystalle sind. Einige derselben haben ein ganz besonderes Feuer.“

Doch zurück zu den Schneekopfkugeln und ihrer Entstehung. Wegen ihres gehäuften Vorkommens im Bereich des Schneekopfes bei Oberhof werden diese kugelförmigen Gesteinsformationen, auch Geoden genannt, als „Schneekopfkugeln“ bezeichnet ‒ obwohl auf dem eigentlichen Berggipfel nie welche gefunden wurden.

Schneekopf
Der mit 978 m ü. NN zweithöchste Berg im Thüringer Wald – der Schneekopf – ist Namenspate der Schneekopfkugeln.

Das Zentralmassiv des Thüringer Waldes war in der Zeit des Rotliegenden, früher wegen der Erzlosigkeit auch „Rotes Totes Liegendes“ genannt, vor ca. 250-300 Millionen Jahren Teil eines aktiven Schichtvulkans, der sich von Oberhof bis zum Ruhlaer Sattel erstreckte und saure Laven förderte. Diese kühlten an der Oberfläche ab und wurden zähflüssig. Durch das Erstarren der äußeren Kruste konnten die mitgeführten Gase nicht mehr entweichen. In den so entstandenen blasenförmigen Hohlräumen bildeten sich unter Druck aus heißen mineralischen Lösungen verschiedene kristalline Formen, die bis heute erhalten geblieben sind.

Lehrmitteltafel
Lehrmitteltafel-Ausschnitt: Jüngere paläozoische Formationen, Zeit der Entstehung der Schneekopfkugeln

vor 280 Mio Jahren
Lava durchdringt vor ca. 280 Millionen Jahren die Klüfte im Grundgebirge und ergießt sich in Form quellkuppenartiger Vulkane auf die Oberfläche. Der Rotliegend-Vulkanismus erreicht seinen Höhepunkt und hinterlässt die Porphyre der Oberhof-Folge, aus denen heute die Bergmassive des Thüringer Waldes bestehen. (Nach Dr. O. Wagenbreth)

Die äußere Hülle der Kugeln besteht aus Porphyr und ist weicher als der innere kristalline Kern der Kugeln, wodurch diese äußere Hülle schneller verwittert und der Inhalt freigelegt wird. Zu diesen gehören Bergkristall, Amethyst, Morion, Rauchquarz, Achat, Jaspis und Eisenglanz. Diese Kugeln können Größen von einigen Zentimetern bis zu mehreren Dezimetern erreichen.

Schneekopfkugel
Die noch geschlossenen Schneekopfkugeln erscheinen wertlos und unscheinbar

Schneekopfkugel
Porphyrkugel, Amethyst auf Chalcedon, FO: Friedrichroda

Schneekopfkugel
Porphyrkugelhälften, Quarz auf Achat, FO: Gehlberg, Schneekopf

Schneekopfkugel
Porphyrkugelhälfte, Jaspis, FO: Friedrichroda

Die Fundmöglichkeiten von Schneekopfkugeln beschränken sich nicht nur auf den Schneekopf zwischen Oberhof und Gehlberg. Auch bei Finsterbergen, Tambach-Dietharz und Friedrichroda gibt es Fundstellen, z.B. am Seebachfelsen, Gottlob, Nesselhof oder am Spießberghaus. Allerdings darf bei der Suche nach Schneekopfkugeln nicht beliebig im Boden gegraben werden, da sowohl naturschutzrechtliche als auch eigentumsrechtliche Gründe dagegen sprechen. Entsprechende Genehmigungen sind daher im Vorfeld einzuholen. (ls)